Green Fiction - vier spannende Kurzgeschichten by Bastei Lübbe

Green Fiction - vier spannende Kurzgeschichten by Bastei Lübbe

Autor:Bastei Lübbe [Grabenhorst, Koesling, Sauer, Zacharias]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-8387-5497-0
Herausgeber: Bastei Lübbe
veröffentlicht: 2014-01-22T05:00:00+00:00


Als sie allerdings, bereits auf der Landstraße, die Ortsgrenze passierten, hätte Mai fast wieder angehalten: Im tiefen Gras neben dem Ortsschild Marienwerder stand, deutlich zu erkennen, ein ungewöhnlich großer Wolf in der Nachmittagssonne und sah dem vorbeifahrenden Auto, ohne zu erschrecken, entgegen. Aber Mai hielt nicht an, und während der Wolf im Rückspiegel immer kleiner wurde, war es ihr noch, als sähe er ihnen listig nach.

Ein Blick in die Zukunft

Der Regen trommelte aufs Schuldach, und an der beschlagenen Fensterscheibe liefen Wassertropfen hinunter. Ben saß neben Lilly auf seinem Platz in der zweiten Reihe und verfluchte die Schule. Ihr ätzender Geschichtslehrer Herr Krohn versuchte mal wieder, etwas zu erklären: Irgendwelche Sagen über ihre kleine Stadt. Früher war sie wohl ein Ort von magischen Fähigkeiten gewesen oder so. Das Thema wäre womöglich sogar spannend gewesen, aber aus dem Mund ihres Lehrers klang es, als würde er die Gebrauchsanweisung einer Mikrowelle herunterleiern. Von der Seite her sah Ben wie Lilly mit einer Haarlocke spielte, Timo etwas auf seinen Radiergummi malte und Sammy verträumt aus dem Fenster starrte, mit so großen Augen, dass man ihn mit einem Fisch verwechseln konnte. Endlich klingelte es. Kurz darauf saß Ben schon auf seinem Fahrrad, flitzte den Heimweg entlang und sprang vor dem Haus seiner Eltern vom Sattel. Da hörte er ein leises Schluchzen. Merkwürdig. Suchend blickte Ben sich um, konnte aber nichts Ungewöhnliches entdecken. Wahrscheinlich kamen die Klagelaute vom Spielplatz auf der anderen Straßenseite. Ben lauschte, aber jetzt hatte das Weinen aufgehört. Da dröhnte sein Kopf, und alles begann sich zu drehen. Angestrengt kniff er die Augen zusammen und versuchte noch einmal zum Spielplatz zu schauen. Der Hof zerfloss vor seinen Augen. Hatte er einen Schwindelanfall? Bens Herz polterte los. Was lief denn hier ab? Plötzlich stand er in einem kleinen, heruntergekommenen Zimmer, und vor ihm lag ein Mädchen: Lilly. Ja, eindeutig Lilly. Sie krümmte sich schwer atmend auf dem Boden eines alten Zimmers. Ihr Gesicht war kreidebleich, und sie schnaufte besorgniserregend laut. Ben wollte zu ihr, helfen, aber er schien nicht wirklich dort zu sein. Zumindest konnte er sich nicht bewegen. Jemand musste etwas tun! Jetzt begann Lilly angestrengt zu keuchen und kippte zur Seite. Ben schrie auf, doch er konnte seine Stimme nicht hören. Was um alles in der Welt ging hier vor?

Er konnte nicht weiter darüber nachdenken, denn in diesem Moment drehte sich die ganze Szenerie wieder um ihn, und ehe er sichs versah, lehnte er wieder an der Hauswand. Sofort versuchte er, das Ganze zu deuten. Doch ihm fiel nichts ein. Ständig musste er an die zusammengekrümmte Lilly denken, die auf dem Boden gesessen hatte.



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